Das perfekte Briefing für den Retuscheur: Ein Leitfaden zur Erstellung von Aufgabenstellungen

Die Erstellung hochwertiger visueller Inhalte ist immer Teamarbeit. Der Fotograf ist für Licht und Komposition verantwortlich, aber das Endergebnis, das der Betrachter sieht, hängt stark vom Retuscheur ab. Selbst der talentierteste Spezialist kann jedoch keine Gedanken lesen. Deshalb ist ein klares, strukturiertes und möglichst detailliertes Briefing (Aufgabenstellung) nicht nur eine Empfehlung, sondern eine kritische Voraussetzung für eine erfolgreiche und effiziente Arbeit. Die Experten von bur4ik.ru haben einen umfassenden Leitfaden erstellt, der Ihnen hilft, ein Briefing zu erstellen, das Missverständnisse ausschließt und sicherstellt, dass das Endergebnis vollständig der kreativen Vision entspricht.

Warum ein Briefing für die Fotoretusche wichtig ist: Missverständnisse vermeiden und Zeit sparen

Bild eines Laptops mit geöffnetem Dokument 'Ideale Retusche-Aufgabenstellung', das wichtige Punkte für die Erstellung eines Briefings für einen Retuscheur zeigt.

Ein Briefing ist die Brücke zwischen der Vision des Kunden und der technischen Umsetzung durch den Retuscheur. Das Fehlen von Dokumentation oder deren Unvollständigkeit führt zu finanziellen und zeitlichen Verlusten, da unweigerlich Korrekturen anfallen, die von Anfang an hätten vermieden werden können. Arbeiten ohne Briefing ist immer ein Glücksspiel.

Vorteile eines klaren Briefings:

  • Zeitersparnis: Der Retuscheur versteht sofort den Umfang und die Komplexität der Arbeit, was ihm ermöglicht, die Fristen korrekt einzuschätzen und keine Zeit mit dem Erraten von Vorlieben zu verschwenden.
  • Reduzierung von Korrekturen: Wenn das Ergebnis den im Briefing festgelegten Kriterien entspricht, sind Korrekturen entweder minimal oder entfallen ganz.
  • Fixierung von Erwartungen: Das Briefing ist ein rechtliches oder zumindest ein Arbeitsdokument, das klar festhält, was genau für den vereinbarten Preis geleistet werden soll.
  • Skalierbarkeit: Bei der Bearbeitung großer Mengen von Bildern oder der Zusammenarbeit mit mehreren Retuscheuren garantiert das Briefing Einheitlichkeit in Stil und Qualität.

Die Hauptelemente eines idealen Briefings für den Retuscheur: Eine vollständige Checkliste

Vergleich eines Porträts vor und nach der Retusche: Ausgleich des Hauttons, Entfernung kleiner Makel, Erhaltung der Textur.

Ein ideales Briefing besteht aus drei Schlüsselblöcken: administrativ, technisch und kreativ. Jeder Block sollte so detailliert wie möglich ausgefüllt werden.

1. Administrativer Block (Projektorganisation)

  • Kontaktinformationen: Name, Telefonnummer, bevorzugte Kontaktmethode (Telegram, E-Mail).
  • Fristen: Abgabetermin (Datum und Uhrzeit der Fertigstellung des Materials). Es ist wichtig anzugeben, ob dies das Datum für den ersten Entwurf oder die endgültige Version ist.
  • Anzahl der Dateien: Genaue Anzahl der zu bearbeitenden Fotos.
  • Budget und Bezahlung: Kosten pro Bild oder Gesamtbetrag. Bedingungen für Vorauszahlung und Nachzahlung.
  • Bedingungen für Korrekturen: Anzahl der kostenlosen Korrekturschleifen, Kosten für zusätzliche Korrekturen.
  • Quelldateien: Link zu einem Cloud-Speicher (Google Drive, Dropbox) mit den Quelldateien. Geben Sie das Format an (RAW, DNG, TIFF).

2. Technischer Block (Format und technische Anforderungen)

  • Auflösung: Erforderliche Auflösung der finalen Datei (z. B. 300 dpi für den Druck oder 72 dpi für das Web).
  • Größe: Geben Sie die Abmessungen in Pixeln oder Zentimetern an (z. B. 2048 Pixel auf der längeren Seite).
  • Farbraum: Unbedingt angeben: sRGB (für das Internet), Adobe RGB oder CMYK (für den Druck).
  • Abgabeformat: JPEG (mit Angabe der Kompressionsqualität), TIFF, PSD (falls Ebenen erhalten bleiben sollen).
  • Dateinamen: Müssen die Dateien umbenannt werden? Wenn ja, nach welchem Muster (z. B. Artikelnummer_Modell_01.jpg).

3. Kreativer Block (Stil und Wünsche)

Dies ist der wichtigste Abschnitt, der die größte Detailgenauigkeit und die Verwendung von Referenzen erfordert.

  • Allgemeiner Stil: (Z. B. „natürliche Magazinretusche“, „High Gloss“, „Instagram-Warm-Look“).
  • Presets: Soll ein bestimmtes Preset oder eine Film-Emulation verwendet werden?
  • Retuschetiefe: (Siehe nächster Abschnitt).

Detaillierung der Retuscheaufgaben: Was genau muss angegeben werden?

Beispiel eines Moodboards für den Retuscheur: Porträts, Landschaften, Farbpaletten. Ein klares Briefing, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Man kann nicht einfach „schön machen“ schreiben. Der Retuscheprozess muss in konkrete, messbare Aufgaben unterteilt werden. Experten empfehlen die Verwendung eines Markierungs- oder Nummerierungssystems für jeden Bearbeitungstyp.

1. Hautretusche (Skin Retouching)

Dies ist der häufigste Streitpunkt. Der Grad des Eingriffs muss so klar wie möglich definiert werden.

  • Retuschegrad:
    • Minimal (Natürlich): Entfernung nur temporärer Makel (Pickel, Kratzer, Augenringe), Erhaltung der Hauttextur (Poren).
    • Mittel (Beauty/Commercial): Entfernung aller Makel, leichte Tonwertkorrektur, minimale Glättung der Textur (Frequenztrennung).
    • Maximal (Glamour/Magazin): Aggressive Tonwertkorrektur, starke Glättung der Textur, oft unter Verwendung der Dodge & Burn-Technik zur Modellierung von Volumen.
  • Spezifische Anforderungen: Geben Sie an, ob Muttermale, Sommersprossen, Narben erhalten bleiben sollen.
  • Haare: Sollen abstehende Haare entfernt, Augenbrauen/Wimpern nachgezeichnet werden.

2. Arbeit mit Farbe und Ton (Color Grading)

Farbe ist der emotionale Hintergrund des Bildes. Man kann sich nicht auf die subjektive Wahrnehmung verlassen.

  • Weißabgleich: Soll er neutral sein oder einen warmen/kalten Farbton haben?
  • Kontrast: Hoch, mittel, niedrig. Wird ein „abgedunkeltes“ oder „ausgebleichtes“ Bild benötigt (Matte-Effekt).
  • Farbpalette: Akzent auf bestimmte Farben setzen (z. B. „Blau und Gelb verstärken“, „Rot-Töne dämpfen“).
  • Histogramm: Sollen die Schatten vollständig in Schwarz abfallen oder Details erhalten bleiben?

3. Geometrie und Verformung (Liquify & Reshaping)

In der kommerziellen und Porträtretusche ist oft eine Formkorrektur erforderlich. Dies muss eindeutig festgelegt werden.

  • Modellverformung: Geben Sie an, was genau korrigiert wird (z. B. „Falte in der Kleidung entfernen“, „Taille leicht verschmälern“, „Horizontlinie begradigen“).
  • Objektivverzerrungen: Ist eine obligatorische Korrektur der Verzeichnung erforderlich (besonders wichtig für Architektur- und Produktfotografie).
  • Ausrichtung: Vertikalen und Horizontalen überprüfen.

4. Retusche von Hintergrund und Objekten

  • Objekte entfernen: Listen Sie auf, was entfernt werden soll (Steckdosen, Kabel, Logos, Schmutz auf dem Boden).
  • Hintergrund austauschen: Wenn ein Austausch erforderlich ist, stellen Sie die Quelldatei mit dem gewünschten Hintergrund oder eine klare Beschreibung bereit.
  • Reinigung: Entfernen von Staub und Flecken von Kleidung, Schuhen, Oberflächen.

Tipp: Für jedes Bild, das eine spezifische Verformung oder die Entfernung komplexer Objekte erfordert, wird empfohlen, einen separaten Screenshot mit Anmerkungen zu erstellen.

Referenzen und Beispiele: Wie zeigt man dem Retuscheur, was man will?

Screenshot eines Laptop-Bildschirms mit einer geöffneten Vorlage für ein Retusche-Briefing in Notion. Ideal für Artikel über Retusche und Workflow.

Worte können unterschiedlich interpretiert werden, aber visuelle Beispiele sind eine universelle Sprache. Referenzen sind das mächtigste Werkzeug in einem Briefing.

Verwendung von „guten“ und „schlechten“ Beispielen

Profis raten, nicht nur Beispiele dafür zu verwenden, wie es sein soll, sondern auch, wie es nicht gemacht werden soll.

  • Referenz A (Ziel): Fügen Sie 3–5 Fotos bei, die den gewünschten Retuschestil (Farbe, Kontrast, Hauttextur) perfekt widerspiegeln. Geben Sie unbedingt an, was Ihnen an diesen Referenzen gefällt (z. B. „Mir gefällt, wie die Hauttextur erhalten bleibt und die Farbe weich, aber rein ist“).
  • Referenz B (Stoppliste): Zeigen Sie 1–2 Fotos, deren Bearbeitung Sie absolut nicht zufriedenstellt. Erklären Sie den Grund (z. B. „Der Effekt von Plastikhaut ist inakzeptabel“ oder „Zu aggressive Sättigung von Rot“).

Anmerkungen zu Quelldateien

Für komplexe Aufgaben oder individuelle Korrekturen an bestimmten Bildern verwenden Sie Anmerkungen.

  • Screenshots mit Anmerkungen: Öffnen Sie die Quelldatei in einem beliebigen Grafikeditor (sogar Paint oder der Standardeditor von Windows/MacOS), umkreisen Sie die Problembereiche rot und fügen Sie einen Pfeil mit einem Kommentar hinzu (z. B. „Diesen Schatten entfernen“, „Augen aufhellen“).
  • Stapelverarbeitung: Wenn 90 % der Bilder die gleiche Bearbeitung erfordern und 10 % eine individuelle, trennen Sie sie in Ordner: „Gruppe A (Standardretusche)“ und „Gruppe B (Spezialaufgaben)“.

Format des Briefings: Vorlage und Tools für Komfort

3D-Rendering einer Glühbirne in Form eines Fragezeichens mit einem niedlichen Gesicht. Illustration für einen Artikel über die Erstellung eines Retusche-Briefings.

Das Briefing sollte leicht lesbar sein. Langer, durchgehender Text in der E-Mail ist ein Fehler. Verwenden Sie strukturierte Dokumente.

Empfohlene Tools zur Gestaltung des Briefings

  • Google Docs / Microsoft Word: Ideal für strukturierte Texte, Listen und Formatierungen. Einfach zu teilen und zu bearbeiten.
  • Google Sheets / Excel: Hervorragend geeignet für die Stapelverarbeitung, bei der jedes Bild seine eigenen einzigartigen Anforderungen hat. Verwenden Sie eine Tabelle mit den Spalten: Dateinummer, Aufgabe Haut, Aufgabe Hintergrund, Kommentare.
  • Trello / Asana: Für große Projekte. Jedes Bild oder jede Gruppe von Bildern kann eine separate „Karte“ mit einer Checkliste und angehängten Referenzen sein.
  • PDF-Datei: Ein finales, unveränderliches Dokument, das dem Vertrag beigefügt wird.

Struktur der Briefing-Vorlage

Experten empfehlen die folgende Reihenfolge der Abschnitte, damit der Retuscheur die benötigten Informationen schnell finden kann:

  1. Allgemeine Projektinformationen (Name, Fristen, Kontakte).
  2. Technische Anforderungen (Format, Auflösung, Farbraum).
  3. Allgemeiner Retuschestil (Farbkorrektur, Kontrast, Stimmung).
  4. Detaillierung der Bearbeitung (Haut, Hintergrund, Verformung – mit Angabe des Niveaus).
  5. Referenzen (Links zu Beispielen „wie es sein soll“ und „wie es nicht sein soll“).
  6. Liste der individuellen Korrekturen pro Datei (Tabelle oder kommentierte Screenshots).

FAQ: Antworten auf die häufigsten Fragen zum Retusche-Briefing

Bild eines selbstbewussten Retuscheurs am Schreibtisch mit Zeichnungen und Diplomen. Illustration für einen Artikel über die Erstellung von Briefings.

Die Spezialisten von bur4ik.ru haben die Fragen gesammelt, die bei der Erstellung von Briefings am häufigsten auftreten, und darauf Expertenantworten gegeben.

1. Muss ich die Quellbilder vor dem Versand selbst sortieren?

Antwort: Ja, unbedingt. Das Briefing sollte immer die genaue Anzahl der zu bearbeitenden Dateien enthalten. Das Senden eines Ordners mit Hunderten von unsortierten RAW-Dateien an den Retuscheur, damit er die besten selbst auswählt, ist unprofessionell und kann zu höheren Kosten und längeren Bearbeitungszeiten führen.

2. Was tun, wenn ich nicht weiß, welchen Farbraum ich wählen soll?

Antwort: Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie. Aber standardmäßig gilt: Für die Veröffentlichung im Internet und in sozialen Netzwerken verwenden Sie sRGB. Wenn die Fotos für den hochwertigen Druck bestimmt sind, besprechen Sie mit der Druckerei, ob Adobe RGB oder CMYK benötigt wird.

3. Kann das Briefing während der Arbeit geändert werden?

Antwort: Die Änderung des Briefings, nachdem der Retuscheur mit der Arbeit begonnen hat, wird als „Änderung der Eingangsdaten“ bezeichnet und führt in der Regel zu einer Erhöhung der Kosten und einer Verschiebung der Fristen. Wenn Änderungen erforderlich sind, sollten sie in einem separaten Dokument festgehalten und ein neuer Preis und neue Fristen vereinbart werden.

4. Wie beurteile ich, ob der Retuscheur meine Anforderungen verstanden hat?

Antwort: Fordern Sie die Bearbeitung eines oder zweier Testbilder (Pilotprojekt) nach dem vollständigen Briefing an. Dies ermöglicht es Ihnen, die Übereinstimmung der Vision des Retuscheurs mit Ihrer eigenen zu beurteilen, bevor er mit der Bearbeitung der gesamten Charge beginnt.

Interessante Fakten über Retusche und Briefings: Nützliche Tipps von Profis

Die Erfahrung von professionellen Fotografen und Retuscheuren zeigt, dass selbst im detailliertesten Briefing Nuancen bleiben, die optimiert werden können.

  • Die Kraft des negativen Briefings: Manchmal ist es einfacher anzugeben, was genau nicht getan werden soll, als zu versuchen, das ideale Ergebnis zu beschreiben. Zum Beispiel: „Keine Über-Sättigung zulassen“, „Keinen Gaußschen Weichzeichner für die Haut verwenden“.
  • Bewertung der Komplexität: Wenn es in einer Charge mehrere Bilder gibt, die eine komplexe Kollage erfordern (z. B. Kopf austauschen oder ein großes Objekt entfernen), heben Sie diese separat hervor. Beziehen Sie sie nicht in den Standardpreis pro Bild ein.
  • Automatisierung von Dateinamen: Wenn Sie mit einem großen Workflow arbeiten, bitten Sie den Retuscheur, die fertigen Dateien mit einem Suffix zu speichern (z. B. _retouch). Dies ermöglicht es Ihnen, fertige Dateien leicht von den Quellbildern zu unterscheiden, wenn Sie sie auf die Website oder in die Datenbank hochladen.
  • Fokus auf die Aufgabe, nicht auf das Werkzeug: Im Briefing sollten Sie nicht angeben, welches Werkzeug der Retuscheur verwenden soll (z. B. „nach Frequenztrennung bearbeiten“). Wichtig ist nur das Ergebnis anzugeben: „Die Haut muss sauber sein, aber mit Erhaltung der Textur“. Der Retuscheur wählt selbst die optimale Methode.
  • Erstellung eines „Retusche-Brandbooks“: Für Stammkunden oder Marken, die regelmäßig Fotoinhalte bestellen, wird empfohlen, ein einheitliches, dauerhaft gültiges „Retusche-Brandbook“ zu erstellen. Dieses Dokument beschreibt den Markenstil von Farben, die Härte der Retusche und zulässige geometrische Manipulationen und bildet die Grundlage für alle zukünftigen Briefings.

Die Erstellung eines idealen Briefings ist eine Investition. Eine Investition in Qualität, Geschwindigkeit und, was nicht unwichtig ist, in Ihre Nerven. Klar formulierte Anforderungen stellen sicher, dass die kreative Vision so genau und effizient wie möglich umgesetzt wird.

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